Die Antworten Jesu auf die Frage nach der Auferstehung
Die
Frage der Sadduzäer
(Mk 12, 18-27)
In der folgenden
18 Und es kommen Sadduzäer zu ihm, welche sagen,
Auferstehung gebe es nicht,
und sie befragten ihn und sagten:
19 Meister! Mose schrieb uns:
Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt
und eine Frau hinterläßt, aber kein Kind,
dann soll sein Bruder die Frau nehmen
und seinem Bruder Nachkommen erzeugen.
20 Sieben Brüder waren;
und der erste nahm eine Frau,
und als er starb, hinterließ er keine Nachkommen;
21 und der zweite nahm sie und er starb
ohne Nachkommen zu hinterlassen, und ebenso der dritte.
22 Und keiner der sieben hinterließ Nachkommen.
Als letzte von allen starb die Frau.
23 In dem Erwachen, wenn sie sich erheben,
wessen Frau wird sie nun sein?
Denn alle sieben hatten sie doch zur Frau.
24 Jesus sagte ihnen:
Ihr irrt euch; ihr kennt weder die Schriften noch die Kraft Gottes
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25 Denn wenn sie sich aus Totem erheben,
heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet,
sondern sie sind wie Engel in den Himmeln.
26 Über die Toten aber, daß sie erweckt werden:
Last ihr nicht im Buch von Mose beim Dornbusch,
wie Gott zu ihm spricht und sagt:
Ich bin der Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs?
27 Er ist doch nicht ein Gott von Toten,
sondern von Lebenden.
Ihr irrt euch sehr.
Es scheint klar, daß Jesus hier Partei ergreift für die Pharisäer und für die
Vorstellung einer subjektiven Auferstehung nach dem physischen Tod! Tatsächlich
aber ist es nicht so:
Jesus nimmt das Problem, das die Sadduzäer schildern, ernst. Er sagt ihnen, daß
diejenigen, die meinen, daß es nach dem Tod so ähnlich weitergeht wie vorher,
die Auferstehung grundsätzlich falsch verstehen.
Jesus sagt, es wird nicht so weitergehen, denn nach der Auferstehung werden die
Menschen sein »wie Engel in den Himmeln«. Wir sind in Gefahr, nicht zu hören,
was Jesus damit sagt, weil wir befangen sind in gewohnten Vorstellungen. Er
sagt: »Sie werden sein wie Engel« — aber wie sind Engel? Wir wissen, daß Engel
Boten Gottes sind. Aber bedeutet das, daß sie unabhängig für sich existieren
oder daß sie ein kontinuierliches subjektives Selbstbewußtsein als Engel haben?
Das Wesentliche an ihnen ist jedenfalls nicht ihre raum-zeitlich-subjektive
Existenz, sondern ihre Botschaft. Und wenn die Auferstandenen wie Engel sind,
so bedeutet das eben vor allem, daß sie nicht mehr für sich leben, sondern daß
ihr Leben ein Zeugnis ist, ein Ausdruck der wunderbaren Kraft Gottes.
Wenn wir außerdem mit den Kirchenlehrern annehmen, daß die Menschen im
Augenblick ihrer Verwandlung Gott schauen, dann sehen wir, daß sie das nicht
können als Hinz oder Kunz,
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denn in dem Augenblick, in dem ein Mensch Gott schaut, muß alles Private von
ihm abfallen; da ist er nicht mehr separat und in der Zeit, sondern er ist im
Ewigen und eins mit dem All. Und so kann er nichts anderes mehr sein als ein
Bote Gottes.
Bei den Auferstehungserlebnissen der Apostel konnten wir bereits nachempfinden,
daß sich die Frage nach dem subjektiv-persönlichen Weiterleben nach dem Tod nur
so lange stellt, als ein Mensch nicht wiedergeboren ist aus dem Geist. Danach,
also nach dem Tod seines »Ich«, lebt jeder Mensch aus der Einheit mit dem
»Vater«. Alle Loyalitäten, die im Augenblick echt sind, sind darin
eingeschlossen; die Loyalitäten »im Zeitlichen« aber sind aufgehoben:
»Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder«? (Mt 12, 48);
»Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert« (Mt 10, 37);
»Wer Hand an den Pflug legt und zurückschaut, ist meiner nicht wert!« (Lk 9,
62);
»Laßt die Toten ihre Toten begraben!« (Mt 8, 22)
»Wenn sie aus Totem auferstehen, heiraten sie nicht« (Mk 12,25).
Und weil die Auferstandenen ganz eins sind mit dem gegenwärtigen Augenblick,
verlangen sie keine Kontinuität darüberhinaus. Und genau da öffnen sich die
Grenzen von Raum und Zeit. Und da sehen die Jünger den zu Lebzeiten
auferstandenen Jesus in der Gegenwart von Mose und Elia (Mt 17, 1-9). Und genau
da werden für die, die durch den Tod Jesu erschüttert sind, auch die
entschlafenen Heiligen wieder lebendig (Mt 27, 52f).
Der Tod als Grenze der Zeit existiert eben nur für das »Ich« und nicht für den,
der eins ist mit dem Geist. Und deshalb ist Gott nicht ein Gott von Toten,
sondern von Lebenden. Abraham, Isaak und Jakob sind zwar gestorben, aber nur
für unser »Ich«;
für den »Menschensohn« in uns sind sie nicht tot, sondern sie leben. Und die
ständige Suchbewegung, mit deren Hilfe unsere Natur das oberflächliche
Vorstellungsgebäude unseres »Ich« zu durchzudringen sucht, findet in ihnen
lebendige Verbündete.
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Das, woran sich die Patriarchen orientiert
haben, war eben nicht ein zeitbedingter Mythos oder eine persönliche Ideologie,
sondern es "war ihr eigenes ewiges Wesen: der Menschensohn, der Geist,
JAHWE. Indem sie ihm die Herrschaft zurückgaben, sind sie zu Lebzeiten
auferstanden und in die Ewigkeit eingetreten. Und da bleiben sie lebendig, für
immer - oder, wie es immer heißt, »bis zur Vollendung des Äons« (Mt 28, 20; 13,
39).
Solange wir in unserer »Ich«-Welt bleiben, sind sie tot für uns, sobald aber
der Menschensohn in uns erwacht, werden sie lebendig für uns und wir selbst
stehen auf aus Totem und wir werden ganz und ganz gegenwärtig und eins mit dem
Ewigen. Und da sind und bleiben wir lebendige Zeugen der lebendigen Wahrheit,
wie Engel.
Jesus beantwortet die Frage nach der Auferstehung also nicht im Sinn eines
»Weiter«-Lebens »nach« dem Tod, sondern im Sinn des ewigen Lebens hier und
jetzt!
Seelenwanderung?
(Mt 16, 13f; 17, 12f; 11, 14; Mal 3. 23f.)
Auch in der Art, wie Jesus mit dem alten Volksglauben an die Wiederkehr der Propheten umgeht, verweist er auf das ewige Leben hier und jetzt:
13 Als Jesus aber in die Gegend von Cäsaräa Philippi kam, fragte er seine
Schüler:
Wer, sagen die Menschen, daß der Sohn des Menschen sei?
14 Die aber sagten:
Die einen: Johannes der Täufer,
andere aber: Elia,
andere aber: Jeremia oder einer der Propheten.»
Die Leute meinen, kein Mensch kann tun, was Jesus tut. Einer der Propheten muß in ihm wirken. Sie verstehen nicht, was er
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tut und sie sehen auch noch nicht, was Petrus schon sieht, nämlich daß in ihm die Quelle selbst erscheint. Was für sie faßbar ist, erinnert sie aber an die Aussage des letzten der alttestamentlichen Propheten, Maleachi, der die ewige Botschaft von der Wiederkehr der Erlösung in die Worte gekleidet hat (Mal 3, 23f):
23 Sieh, ich sende euch den Propheten Elia
bevor der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare.
24 Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden
und das Herz der Söhne ihren Vätern,
damit ich nicht komme und das Land dem Untergang weihe.«
Diese Erwartung benützt Jesus jetzt. Er sagt (Mt 17, 12f):
Elia ist schon gekommen,
doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten.
Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen.
Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer sprach.
Und Jesus wird sogar noch deutlicher (Mt 11, 14):
Und wenn ihr es gelten lassen wollt:
Ja, er ist Elia, der wiederkommen soll.
Wer Ohren hat, der höre!
Die Zuhörer sollen aufwachen, denn die Prophezeihung des Maleachi hat sich
erfüllt: Elia ist da! Das Ende der Zeit steht unmittelbar bevor! Macht euch
bereit für das Kommen des Herrn! Macht euch bereit für eure eigene
Wiedergeburt!
Jesus macht hier keine dogmatische Aussage. Abgesehen von der dringenden
Aufforderung an seine Zuhörer spricht er ziemlich salopp über die »Wiederkehr
des Elia«. Sogar daß er selbst Elia oder ein anderer der alten Propheten sein
soll, läßt er gelten!
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Er deutet also weder ein subjektives
Weiterleben nach dem Tod an noch eine »Wiedergeburt« im Sinn einer
»Seelenwanderung«. Woran immer »die Leute« denken mochten bei der Prophezeihung
des Maleachi, Jesus meint keine subjektiv-persönliche Wiederkehr, sondern die
Wiederkehr des Archetyps oder genauer, daß jeder Mensch vor seiner Wiedergeburt
aus dem Geist mit jener Geisteshaltung konfrontiert werden muß.
Übungen zum Thema »Reinkarnation«
In Johannes dem Täufer ist der Prophet Elia wiedererschienen. Auch in Jesus
ist der Geist des Propheten Elia wiedererschienen und ebenso der Geist anderer
Propheten. In manchen Christen ist Jesus wiedererschienen.
Übung: Den Geist des Propheten Elia wachrufen
Setz dich gerade hin, löse dich von allem Äußeren und beobachte für eine Weile einfach deinen Atem, wie er aus- und eingeht. Wenn du innerlich ganz ruhig geworden bist, nimm die Geschichten über den Propheten Elia und lies sie, als ob du jetzt dort wärst. Versetze dich in die Lage des Elia, in seine Zeit, in seinen Körper und erlebe diese Geschichten selbst (1 Kön 19-21, 2 Kön 1-2).
Der Geist des Propheten Elia ist schon in dir. Er ist in allen von uns.
Die »Naturvölker« kennen ihn als den Geist, der einen Menschen zum Krieger
macht. Und sie meinen damit mehr als nur den Kriegsgott, wie Mars bei den
Römern oder Ogoun in den Trancetänzen des Voodoo, Macumba oder Candomble. Der
Ruhm des Propheten Elia ist zwar verknüpft mit dem Element Feuer, doch er ist
auch ein Meister des Elements Wasser: Er hält ja den Regen zurück und er bringt
ihn genau in dem
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Moment, in dem er ihn braucht. Und auch die Elemente Luft und Erde meistert er: Wie ein Pfeil durch die Luft schwirrt, läuft er vor den Kriegswagen des Königs Ahab her und dann auf der Flucht legt er sich vertrauensvoll auf die Erde und wartet da bis sie ihm zu essen gibt. Vielschichtig ist dieser Geist, ganz ähnlich dem des Mose.
Und genau dieser vielschichtige Kriegergeist ist auch in dir — und er
erscheint auch, wenn du ihm erlaubst, da zu sein. Du wagst es oft nur nicht,
diesen Geist zu zeigen, weil du eingeschüchtert worden bist.
Gerade deshalb aber ist die alte Weissagung so wichtig, daß vor dem Erscheinen
des Messias der Prophet Elia kommen muß. Wenn sein Kommen nur ein einmaliges
Ereignis wäre, oder sich nur wenige Male im Lauf der Geschichte vollziehen
würde, welchen Sinn hätten dann die biblischen Verheißungen für uns? Wo soll
der Prophet Elia denn kommen, wenn nicht in uns selbst?
In den Aposteln ist er zu Pfingsten erschienen. Und wann erscheint er in uns?
Es heißt, die Erlösung ist Gnade — und die Gnade ist schon da. Wir brauchen ihr
nur erlauben, zu wirken.
Im Propheten Elia ist auch schon das Kind, das dann in Jesus so rein
erscheint. Und dieses Kind ist auch in uns. Doch wir unterdrücken es, weil es
(auch) störrisch und widerspenstig ist. Wir bedenken nicht, daß es nur deshalb
störrisch ist, weil wir es nicht respektieren.
Unsere Aufgabe jetzt ist es, das Kind in uns zu umarmen. Ohne sein Feuer sind
wir verloren.
Wir brauchen das Kind nicht domestizieren. Und doch müssen wir es anhalten,
sich in seinem eigenen Sinn weiterzuentwickeln. Denn unser Kind ist in der
Entwicklung stehengeblieben, sonst wären wir jetzt schon wie der Prophet Elia.
Das Kind hat Freude am Lernen. Unermüdlich trainiert jedes Kind von sich aus
die schwierigsten Bewegungen. Aber irgend-
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wann haben wir ihm dann unser Programm übergestülpt und da hat das Kind die
Lust an seiner Weiterentwicklung verloren. Und da stehen wir jetzt.
Vielleicht brauchen wir jetzt, bevor der Geist des Elia in uns erscheinen kann,
so etwas wie Tai Chi, Ai-ki-do, Karate oder Hat-ha Yoga. Derartige Disziplinen
machen den Geist, den das Kind beim Lernen hat, notwendig. Sie helfen daher
auch, den Kriegergeist wiederzuentdecken und wiederzubeleben, dieses
Spielerische, Tänzerische, die Freude am Ausdruck, an der Pose. Da ist das
Feuer des Elia zu finden.
Und dieses Feuer muß sich in jedem Menschen neu entzünden, bevor der Messias
erscheinen kann, der wahre Menschensohn. Versetzen wir uns also nach einigem
Üben erneut in die Geschichten über Elia. Dann werden sie kraftvoller auf uns
wirken und sein Feuer wirklich in uns entfachen.
Und wenn du dieses Feuer nun schon spürst:
Betrachte dieses in dir entfachte Feuer für eine Weile in Stille, indem du
deinen Atem und die wachsende innere Wärme beobachtest.
Übung: Den Geist Johannes des Täufers wachrufen
Wieder setz dich gerade hin und achte nur auf deinen Atem. Wenn du ganz zur Ruhe gekommen bist, laß dich in deiner Meditation weiterführen:
Erinnere dich an Johannes den Täufer und seinen Geist. Auch dieser Geist ist in dir. Er schläft nur. Er möchte geweckt werden. Erinnere dich daher an ihn mithilfe der folgenden Beschreibung (Mt 3,1-10):
In jenen Tagen aber kommt Johannes der Täufer.
Er verkündet in der Wüste von Judäa und sagt:
"Kehrt um! Denn das Königtum der Himmel ist nahegekommen!«
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Dieser Johannes wird durch den Propheten Jesaia angesprochen, wenn er sagt:
»Stimme eines Rufers in der Wüste:
>Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Straßen. < «
Er aber, Johannes, hatte sein Gewand aus Haaren von Kamelen
und einen ledernen Gürtel um seine Hüfte;
seine Nahrung aber war Heuschrecken und wilder Honig.
Damals ging Jerusalem und ganz Judäa zu ihm hinaus
und die ganze Umgebung des Jordan,
und sie wurden im Fluß Jordan von ihm getauft,
während sie ihre Sünden bekannten.
Wie er aber viele der Pharisäer und Sadduzäer
zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen:
»Brut von Nattern, wer hat euch beigebracht,
vor dem kommenden Zorn zu fliehen?
Bringt also Frucht, würdig der Umkehr!
Und meint nicht, daß ihr zu euch selbst sagen könnt:
>Wir haben Abraham als Vater.<
Denn ich sage euch:
Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken.
Schon aber ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt;
jeder Baum nun, der nicht rechte Frucht bringt, wird ausgehauen und ins Feuer
geworfen.«
Bedenke jede Einzelheit und erlebe sie. Erlebe dich selbst auch als
Pharisäer, denn der bist du auch. Geh hin und her zwischen dem Pharisäer und
Johannes dem Täufer und laß dich als Pharisäer dann gute Frucht bringen. Dann
erwachen Johannes und Elia in dir.
Das ist die eine Meditation. Wiederhole sie, vertiefe sie und baue sie so lange
aus, bis du den Geist, den du für deine Verwandlung brauchst, ganz klar spüren
kannst.
Der Geist ist auch Hauch. Für eine Weile atme ihn jetzt tief durch die Nase ein in den Bauch und spüre im Rhythmus des Einatmens in Stille die wachsende Fülle des Geists.
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Übung: Den Geist des Menschensohnes in uns wachrufen
Wenn du Verbindung hast zu dem Geist des Täufers, geh über zur nächsten Meditation, zu dem, was Johannes weiter sagt (Mt 3, 11f. + Joh 1,26b):
»Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr.
(Mitten unter euch aber steht er, den ihr nicht kennt (Joh 1,26b))
Und er, der nach mir kommt, ist ein Stärkerer als ich.
Ich bin es nicht wert, seine Sandalen zu tragen.
Er wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen.
Dessen Wurfschaufel ist in seiner Hand,
und durchreinigen wird er seine Tenne,
und einsammeln wird er sein Getreide in die Scheune,
die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.
Bist du Weizen oder Spreu?«
Die Frage gleicht einem Zen-Koan. Ihr Mißverständnis ist zum Anlaß geworden für
Pogrome und Völkermorde. Und noch heute bekommen die Menschen bei dieser
Geschichte Angst, sie könnten als Spreu ausgeschieden werden. Tatsächlich
klingt es so, als könntest du als Spreu ausgeschieden werden. Das ist, um dich
wachzurütteln! Schau dir daher genau an, woher deine Angst kommt. Du wirst
feststellen, sie kommt daher, daß du dich identifizierst mit dem, was du
machst. Und je nachdem, ob du das als »positiv« oder als »negativ« bewertest,
wird dir diese Identifikation zur Depression oder zur Manie. Schau dir daher
genau an, was du in diesem Moment tust!
Und dann löse dich von deinen Identifikationen und erinnere dich: Nicht du bist
Spreu oder Weizen. Du bist doch ein Ebenbild Gottes. Aber es gibt genug Spreu
an dir, die erst vom Weizen getrennt werden muß. Der Messias in dir möchte das
tun. Erlaube ihm, seine Wurfschaufel zu gebrauchen!
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Und bedenke: Letztlich ist das, was ausgeschieden werden muß, nicht dies
oder jenes, sondern eben das »Ich«, das sich mit diesem oder jenem
identifiziert und anderes dafür ablehnt. Schau dir genau an, wie du das machst!
Zu Beginn der Meditation ist da zunächst Johannes, der dich eintaucht in den
Strom, der die beiden Welten trennt, die Welt des Zeitlichen und die Welt des
Ewigen. In dem Eintauchen erkennst und bekennst du deine Sünden, d.h. du
erkennst das, was dich vom Ewigen trennt, dieses überflüssige »Ich«. Es tut dir
leid. Du läßt es abwaschen. Das tut Johannes der Täufer.
Aber dann kommt einer, der stärker ist als Johannes. Der alte »Ich«-Mensch ist
nicht würdig auch nur die Sandalen des neuen Menschen zu tragen, der nach dem
Untertauchen zum Vorschein kommt. Dieser neue Mensch ist jetzt schon in dir und
sobald du Kontakt mit ihm hast, taucht er dich als ganzen Menschen ein in
heiligen Geist und in Feuer. Diesen Vorgang kannst du jetzt nachvollziehen:
Spüre den Johannes den Täufer auf in dir und laß dich von ihm zum Messias
führen, zum »Menschensohn«.
Nimm dir jetzt also Zeit und laß Johannes den Täufer erscheinen. Male ihn dir
ganz plastisch aus und dann schlüpf in ihn hinein. Geh mit ihm durch die Wüste,
suche wilden Honig und fange Heuschrecken mit ihm und iß sie. Setz dich hin in
der Einsamkeit der Wüste und laß alles Überflüssige von dir abfallen. Du bist
allein mit Gott. Er sieht dich. Er sieht die Erbärmlichkeit all dessen, womit
du dich identifizierst. Sein Blick brennt diese Identifikationen ab. Und er
erfüllt dich mit Feuer. Und du gehst an den Fluß, der Zeit und Ewigkeit trennt.
Du gehst durch deinen Tod hindurch. Laß diese Taufe geschehen, jetzt!
Und bleibe bei dem, was bleibt. Nimm dich selbst wahr, deinen innersten
Wesenskern. Spüre die Urkraft darin und schau auf dein Leben von dieser
Perspektive aus. Dann laß deinen eigenen Wesenskern die Wurfschaufel heben und
alles, was an dir ist, hochwerfen. Laß den Wind hindurch-
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fegen und sieh, wie die Spreu vom Weizen gesondert wird. Und dann laß die Spreu im Feuer verglühen. Schau genau, was da geschieht, und merke dir den Blickwinkel mit der Wurfschaufel. Und dann geh in deinen Tag hinein und erinnere dich an diesen Blickwinkel, immer wieder, und handle von da aus.
Und wenn du diese Meditation richtig machst, wenn du dich wirklich
hineinversetzt in den Geist des Johannes, des Elia, des Menschensohnes, dann
wird dieser Geist in deiner Körperhaltung sichtbar werden.
Auf diese Weise hat schon Johannes der Täufer meditiert und Elia ist in ihm
wachgeworden. So haben die Apostel meditiert und Jesus ist in ihnen
auferstanden. Und so können Elia und Jesus auch in dir erscheinen.
Kehre nun zurück zu deinem Atem. Beobachte für
eine Weile in Stille dein Ausatmen und, wenn dein Atem dann zurückkehrt, das
Anwachsen der inneren Kraft zu dem Feuer, in dem die Spreu deiner Reinigung
verglüht.
»Noch
heute wirst du mit mir im Paradiese sein!«
(Lk 23, 42f.)
»Elia« ist immer da, in uns und in den Menschen, die uns begegnen. Aber erst
wenn wir bereit dafür sind, kann diese Kraft sich uns zeigen. Für den Menschen
in unserem nächsten Beispiel ist das unmittelbar vor seinem Tod geschehen.
Sowohl Markus als auch Matthäus sagen, beide Verbrecher, die mit Jesus
gekreuzigt wurden, hätten ihn verhöhnt, aber bei Lukas erkennt einer von den
beiden in Jesus den Erlöser. Vielleicht hat das Ereignis auf der materiellen
Ebene nie stattgefunden, zumindest auf der geistig-symbolischen Ebene aber ist
es eine Realität, als Ergebnis der Inspiration des Evangelisten Lukas:
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42 Und er sagte:
Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.
43 Und er sprach zu ihm:
Amen, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
Erinnern wir uns nocheinmal an die Aussagen der
Menschen, die unmittelbar vor ihrem Tod gestanden haben: Sie machten die
erstaunliche Erfahrung, daß ihr »Ich« mit seinen Vorstellungen und Bedenken,
mit seiner Angst und seiner Gier, mit einem Mal unwichtig wurde. Etwas anderes
trat in den Vordergrund, etwas, das vorher tief in ihnen begraben gewesen war:
tiefe Menschlichkeit. Mit einem Mal konnten sie sich selbst ganz verstehen und
annehmen. Alle Kränkungen lösten sich und auch alle Schuld. Und was statt
dessen kam, war ein Bewußtsein der Einheit mit dem eigenen Wesen. Und das
erkannten sie als das Wesen der Natur. Sie waren im Paradies.
Wenn wir diese Erfahrung heutiger Menschen übertragen auf die Situation, die
Lukas schildert, können wir das, was Jesus sagt, sehr gut verstehen. Und wir
brauchen daraus keine Schlüsse ziehen über ein Leben »nach« dem Tod. Vielmehr
sehen wir, daß an solchen Rückschlüssen nur dort Interesse besteht, wo diese
Erfahrung fehlt, denn wo sie ist, bleibt keine Frage mehr und kein Wunsch.
Der reiche Mann und der arme
Lazarus
(Lk 16, 19-31)
In allem, was Jesus über den Himmel erzählt, spielt er auf diese Erfahrung an, auf diese kostbare Erlebnisweise, auf diese Ebene des Bewußt-Seins, von der aus das Leben so anders aussieht, und von der alle Menschen berichten, die etwas vom Himmel schon selbst erfahren haben. So auch in der Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus:
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19 Ein Mensch aber war reich und er kleidete sich mit Purpur und Feinleinen,
feiernd, täglich glänzend.
20 Ein Armer aber mit Namen Lazarus war hingeworfen vor sein Tor, voll mit
Geschwüren
21 und er begehrte, sich zu sättigen von dem, was vom Tisch des
Reichen fiel;
und die Hunde kamen sogar und leckten an seinen Wunden.
22 Und es geschah, daß der Arme starb
und daß er von den Engeln fortgetragen wurde in den Schoß Abrahams;
es starb aber auch der Reiche und er wurde begraben.
23 Und im Hades, als er seine Augen erhob, weil er in Qualen war,
sieht er Abraham von weitem und Lazarus in seinem Schoß.
24 Und er rief und sprach:
Vater Abraham, erbarme dich meiner und schicke Lazarus,
damit er die Spitze seines Fingers in Wasser tauche
und meine Zunge kühle, denn ich leide in dieser Flamme.
25 Abraham aber sprach: Kind, bedenke,
daß du in deinem Leben deine Güter empfingst
und Lazarus ebenso die Übel;
Er wird daher jetzt hier getröstet, während du leidest.
26 Und zu alledem ist zwischen uns und euch
eine große Kluft errichtet,
damit die, die von hier zu euch hinübergehen wollen,
es nicht können,
und auch die von dort gelangen nicht durch zu uns.
27 Er aber sprach:
Dann bitte ich dich, Vater,
daß du ihn in das Haus meines Vaters schickst,
28 denn ich habe fünf Brüder, daß er sie überzeuge,
damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
29 Abraham aber sagt:
Sie haben Mose und die Propheten;
die sollen sie hören.
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30 Der aber sprach: Nein, Vater Abraham,
doch wenn einer von den Toten zu ihnen kommt,
werden sie umkehren.
31 Er aber sprach zu ihm:
Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören,
werden sie auch nicht überzeugt werden,
wenn einer von den Toten aufsteht.
Werden die Armen und Leidenden hier auf ein besseres Jenseits vertröstet? Tatsächlich
ist die Geschichte so verstanden worden:
Das Schicksal wird sich wenden. Die Armen werden sich wiederfinden im Schoß
Abrahams und die Reichen jedenfalls die, die nur Verachtung haben für die Armen
- werden sich wiederfinden an einem »Ort« der Qual. Und von dort aus werden sie
sehen, wie die Armen erlöst werden, während sie selbst keine Möglichkeit der
Umkehr mehr haben.
Kaum etwas sonst in der Bibel hat unsere Vorstellungen vom »Jenseits« so sehr
geprägt wie die Bilder dieser Geschichte. Aus ihnen formte sich der Kern
unseres heutigen theologischen Klischees vom »Leben nach dem Tod«.
Aber Jesus benützt die Bilder aus der jüdischen und aus der griechischen
Mythologie nicht, um ein »Leben nach dem Tod« zu beschreiben, sondern um etwas
über das Leben mitzuteilen. Er zeigt uns, wie sich die Sicht der Dinge
verändert, wenn ein Mensch mit seinem Tod konfrontiert ist. Und die heutigen
Menschen, die klinisch tot waren und wiederbelebt wurden, bestätigen diese
Veränderung der Sichtweise. Wenn ein Mensch vor seinem Richter steht,
verblassen die gewohnten Kriterien. Dann sieht dieser Mensch selbst mit den
Augen des »Menschensohns«. Und beim Sterben wird diese Sicht unausweichlich.
Aber es wäre wünschenswert, wenn es vorher geschähe. Deshalb diese eindringliche
Warnung. Denn wenn wir sie nicht hören, müssen wir das Grauen selbst erfahren.
Was das Hören behindert, ist dieses »Ich«, das immer glaubt, es wäre etwas
Besseres, das dem Anderen nichts gönnt usw.. Um
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unseres eigenen Glücks willen muß dieses »Ich« daher sterben. Und das ist
das wichtigste Ereignis unseres Lebens. Denn dann kommt die Erlösung, die
Wiedergeburt, die Auferstehung, der Menschensohn.
Jesus beschreibt das Leben immer aus der Perspektive dieses Jenseits. Und den
gleichen Blickwinkel hat jeder Mensch, der mit seinem Wesen in Kontakt steht.
Aber aus den lebendigen Bildern dieser Geschichte und anderer Aussagen der
Bibel wurden dann theologische Kategorien, aus denen Schlüsse gezogen wurden
auf ein »Weiter«-Leben vom Körper abgeschiedener Seelen. Und diese
Schlußfolgerungen hören sich dann so sehr an wie »Fakten über das Leben nach
dem Tod«, daß man später sogar wagte, Menschen im Namen Christi zu ermorden,
die solche Schlußfolgerungen nicht als Fakten anerkennen konnten.
Man hatte völlig vergessen, daß es Jesus um das Menschliche geht und daß vor
dem Ewigen alle Vorstellungen versagen.
Der neue Sündenfall war unvermeidlich. Und er begann ganz unbemerkt als »Mitteilung einer frohen Botschaft«:
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Zur Copyright Information
Zur Einführung in die Thematik (Vorbemerkung etc.)
Wie die Jünger Jesu die Auferstehung erlebten
Zum Thema Pfingsten
Zum Thema "Ende >dieser< Welt und Erscheinen
des Menschensohnes"
Zu "Ist der Leichnam Jesu wieder lebendig geworden?"
Zu "Die Antworten Jesu auf die Frage nach
der Auferstehung"
Zu Paulus zur Auferstehung
Zum Hebräerbrief
Zu "II Leben nach dem Tod?"
Zu "III Worin besteht die Erlösung?"
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