Ist der Leichnam Jesu wieder lebendig geworden?
 
 
 

Das leere Grab
(Mk 16, 1-8)

 

Wir haben uns mittlerweile von den Auferstehungserlebnissen der Schüler Jesu etwas entfernt, weil wir in deren Ablauf genau jenes archetypische Muster wiederfanden, das Jesus in seiner Rede über die »Endzeit« so detailliert beschrieben hat:
Der Prozeß der Neugeburt beginnt immer mit einer existentiellen Krise. Darin sucht der Mensch - im Rahmen seiner Vorstellungswelt - fieberhaft nach einem Ausweg. Aber alle Wege, die erscheinen, erweisen sich als Irrwege und die Suche endet in völliger Orientierungslosigkeit. In ihr bricht die Welt des »Ich« zusammen. Die Unterscheidung von »gut« und »schlecht« hört auf. Die Blockaden lösen sich. Die Wahrheit wird offenbar. Das ureigene Wesen des Menschen (das Ebenbild Gottes, der »Christus«) übernimmt die Herrschaft und der Mensch kehrt, voll bewußt, zurück in den Strom des ewigen Lebens. Und da spielt der Tod keine Rolle mehr.
Und die folgende Episode der Auferstehungserzählungen knüpft hier an. Es ist die Geschichte vom leeren Grab. Die Version des Evangelisten Markus hilft uns, sie zu verstehen:
Zusammengefaßt: Jesus ist, überraschend schnell, am Kreuz gestorben und ein jüdischer Ratsherr läßt seinen Leichnam in einem Felsgrab bestatten. Zwei Frauen beobachten den Vorgang. Am übernächsten Morgen geht eine von ihnen mit zwei anderen zu der Grabhöhle. Aber sie finden das Grab leer.
Was ist geschehen? War das Grab wirklich leer? Haben die Frauen das Grab verwechselt? War Jesus gar nicht tot? Ist die Geschichte vom leeren Grab nur eine Metapher?

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Wir haben bereits gesehen, daß das Leben, in dem Jesus gelebt hat und in dem er gestorben ist, vom Tod nicht berührt worden ist: Es ist ja das ewige Leben!
Weil Jesus sich im ewigen Leben wußte, brauchte er sich nicht mit seiner subjektiven Existenz identifizieren. Deshalb brauchte er auch nicht für sich leben und deshalb konnte er sein Leben hingeben, als das notwendig wurde. Seine Jünger dagegen identifizierten sich mit ihrer subjektiven Existenz. Und sie brauchten seinen Tod, um sich daraus zu lösen! Denn erst in ihrer Verzweiflung traf sie die volle Wucht der Erkenntnis, daß Jesus aus einer anderen Quelle schöpfte als sie, daß er nicht von Vor-Stellungen bestimmt war, sondern von der Ewigkeit, von der momentanen Wahrheit des Ganzen. Erst der Schock seines Todes brachte ihre (ur-teilende Vorstellungs-)Welt zum Einsturz und weckte den »Menschensohn« in ihnen.
Und von da an war Jesus wieder vollkommen gegenwärtig für sie. Sie sahen ihn wirklicher als je zuvor. Lebendig. Er war für sie auferstanden von den Toten.
Das Grab enthielt nun nichts mehr, was für sie von Interesse war. Sie suchten den Lebenden nicht mehr bei den Toten. Das Grab war leer für sie.
Zuerst kamen die Frauen zu der Einsicht, die zum Grab gegangen waren, dann auch die Apostel.
Nur einer hielt noch fest an der Frage, ob das Grab »wirklich« leer war: der Apostel Thomas. Und seine Frage wurde für ihn zum Alptraum, als er erkannte, daß sein Meister gekreuzigt worden war, weil Menschen wie er sich eine Vorstellungs-Welt aufgebaut hatten, in der solche Fragen entstehen — und daß jeder den Menschensohn in sich so lange kreuzigt, als er die Wahrheit und das Leben nicht hier und jetzt sucht, sondern irgendwo anders - in etwas Vergangenem, in einem Leichnam, in einem Grab.
Was aus dem Leichnam Jesu geworden ist, weiß niemand. Aber diese Frage ist für die Auferstehung Christi ohne Bedeutung.

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Der ungläubige Thomas meinte zuerst, der Leichnam sei wiederbelebt worden. Deshalb wollte er seine Finger in die Wunden Jesu legen. Seine Scham war grenzenlos, als er die Wahrheit sah.

Aber trotz der Erfahrung des Thomas war der Apostel Paulus erneut mit dieser Vorstellung konfrontiert. Er fand sie dumm und empörend materialistisch (1 Kor 15, 35-44):

35 Doch einer wird sagen:
Wie werden die Toten erweckt?
Und mit was für einem Leib kommen sie?
36 Du Narr! Was du säst, wird nicht lebendig gemacht,
wenn es nicht stirbt;
37 und was du säst - nicht den Leib, der sein wird, säst du,
sondern ein nacktes Korn...
erweckt wird ein geistiger Leib.

Paulus tut sich offenbar schwer bei der Formulierung, aber am Ende kommt er doch zu dem Schluß, der seiner Erfahrung des auferstandenen Jesus entspricht: »Erweckt wird ein geistiger Leib«. Und das entspricht auch dem Bild des Matthäus, in dem die »Leiber der entschlafenen Heiligen erwacht« und nach der Auferstehung Jesu vielen erschienen sind (Mt 27, 52f).
Aber trotz dieser eindeutigen Aussagen ist die »ich«-hafte, zeitlich-materielle Vorstellung von der »Auferstehung« wiedergekehrt. Im Lauf vieler Jahrhunderte ist sie sogar theologisch gerechtfertigt worden und das kann uns nicht überraschen, denn auf diese Weise konnte das »Ich« dem gefährlichen Koan vom leeren Grab ausweichen. Es brauchte nicht sterben, es konnte den Menschensohn sogar weiter peinigen. Wenn wir uns aber auf das Erlebnis des Thomas einlassen, dann verschwinden die absurden Fragen von selbst. Dann ist das Grab wirklich leer, sogar mit Leiche.

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Und dann brauchen wir nichteinmal mehr Angst haben vor der gelegentlich geäußerten These, daß Jesus vielleicht gar nicht tot war, als er vom Kreuz abgenommen wurde. Nichts bestätigt so eine Annahme. Ein Weiterleben Jesu in einem fremden Land oder unter einem fremden Namen würde nicht sehr gut zu dem passen, was wir als den Grundzug seines Lebens kennengelernt haben.
Aber selbst wenn es so wäre, könnte es die Wirklichkeit seiner Auferstehung in keiner Weise beeinträchtigen. Sein physischer Tod ist gar nicht nötig, damit der Geist, aus dem er gelebt hat, in seinen Schülern lebendig werden kann. Fest steht: Er ist wirklich hingerichtet worden (ob er daran gestorben ist oder nicht). Er hielt der Wahrheit die Treue bis in den Tod. Und die Welt seiner Jünger wurde durch seinen Tod so sehr erschüttert, daß der ewige Kem ihres Wesens die Barriere ihrer Vorstellungen überwinden konnte.

Doch nun zum Bericht über das Erlebnis der Frauen, mit dem der Evangelist Markus seine Darstellung des Lebens Jesu abschließt:

1 Und als der Sabbat vorüber war,
kauften Maria, die Magdalenerin, die Maria des Jakobus und Salome Essenzen,
denn sie wollten kommen und ihn salben.
2 Und sehr früh am ersten Tag der Woche kommen sie zum Grab;
die Sonne war gerade aufgegangen.
3 Und sie sagten zu sich:
>Wer wird uns den Stein wegwälzen aus der Tür des Grabes?<
4 Und als sie aufschauen, sehen sie, daß der Stein weggewälzt war;
er war nämlich sehr groß.
5 Und als sie ins Grab hineingingen, sahen sie einen jungen Mann zur Rechten sitzen,
umworfen mit weißem Gewand,
und sie waren wie betäubt.

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6 Der aber sagt ihnen: »Erschreckt nicht!
Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten;
er wurde erweckt, er ist nicht hier;
sieh, der Platz, wohin sie ihn gelegt hatten!
7 Doch geht fort, sagt zu seinen Schülern und zu Petrus:
>Er geht euch voran nach Galiläa;
dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch versprochen hat.«
8 Und sie gingen hinaus und flohen vom Grab, denn es hielt sie
Zittern und Entsetzen;
und sie sagten keinem etwas, denn sie scheuten sich.

Mit dieser seltsamen Feststellung endet das Evangelium (ursprünglich)! Markus selbst bringt keinen einzigen Bericht über ein Erscheinen des Auferstandenen. Was in unseren Bibelausgaben noch folgt, sind spätere Zusätze anderer Autoren. Was ist damals also wirklich geschehen? Frauen wurden nach damaligem Brauch vor Gericht nicht als vollwertige Zeugen anerkannt. Man nahm an, die Wahrnehmungen von Frauen seien gerade in den kritischen Phasen eines Geschehens oft zu sehr durch Gefühle gefärbt. Deshalb hielt man ihre Aussagen für unzuverlässig. Der Evangelist Markus betont dieses Element noch, indem er schreibt, daß die drei Frauen vor Schreck weglaufen und niemand von ihrem Erlebnis erzählen. Und ausgerechnet von diesen Frauen »wissen« wir, daß das Grab leer war!

Der Evangelist Matthäus konnte das nicht so lassen (Mt 28,1-8):
Zusammengefaßt: »Ein gewaltiges Erdbeben« kommt, ein Engel wälzt den Grabstein weg und setzt sich darauf. Er leuchtet wie ein Blitz, als er den Frauen die Botschaft von der Auferstehung verkündet. Die Frauen fürchten sich auch nicht, sondern sie gehen voll Freude zu den Aposteln. Auf dem Weg erscheint ihnen Jesus und sagt ihnen das, was sie bereits vom Engel wissen, nocheinmal. Matthäus schmückt die Geschichte sogar noch weiter aus (27,62-66; 28,11-15):

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Seiner Version nach ist das Grab bewacht gewesen und die Wachen haben den Engel und die Auferstehung beobachtet. Pflichtgemäß erstatten die Wachen auch Bericht und sie erhalten den Auftrag, zu schweigen und zu behaupten, die Jünger hätten den Leichnam Jesu gestohlen.

Der Unterschied zwischen den beiden Berichten ist offensichtlich. Überspitzt könnte man sagen:
Während bei Markus die Geschichte vom leeren Grab ein Gerücht ist, das von emotionell extrem gestreßten, unzuverlässigen Zeugen in die Welt gesetzt worden ist, wird sie bei Matthäus zu einem Beweis für den übernatürlichen Akt der Auferweckung. Wie läßt sich dieser Widerspruch lösen?

Bei den Erzählungen über die Erscheinungen des Auferstandenen haben wir bereits gesehen, daß die Frage nach dem Leichnam ein Mißverständnis ist, das von unserem symbollosen, journalistisch-materialistischen Sprachverständnis kommt. Wörtlich-materiell verstanden, lenkt die Geschichte ab vom eigentlichen Geschehen. Das eigentliche Geschehen ist nicht ein äußerliches Ereignis. Es ist die Verwandlung der Schüler Jesu, die, nach einiger Zeit des Nichtverstehens und der Hoffnungslosigkeit, plötzlich echte Nachfolger Jesu werden. Die Geschichte vom leeren Grab ist ihre Vision: Sie sehen, daß die Lebenskraft Jesu nicht im Grab zu finden ist, sondern — in ihnen selbst. Und im Moment dieser Erkenntnis sind sie mit Jesus verbunden. Er ist jetzt für sie da, ganz real. Sie sehen ihn und ihr Sehen ist weder eine Halluzination noch eine Illusion. Er ist wirklich von den Toten auferstanden - in ihnen.
Der Bericht des Markus, der zuerst unbegreiflich erschien, wird jetzt klar:

Die Frauen haben ein visionäres Erlebnis: Sie finden ein leeres Grab. Durch den emotionalen Streß befinden sich die Frauen in einem Zustand der Trance, in dem die Symbolik des Unbewußten die Wahrnehmung bestimmt. Was das Äußerliche, das

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Materielle betrifft, ist ihr Zeugnis daher nicht maßgeblich. Aber das Entscheidende in ihrer Aussage liegt nicht im Äußerlichen, sondern in dem, was darin eingeschlossen ist, in der göttlichen Botschaft.
Der Bote Gottes in dem »Ereignis« sagt: Das, was Jesus war, ist nicht im Grab zu finden! Er lebt! Und: Die Apostel sollen nach Galiläa gehen — also dorthin zurück, von wo sie kommen. Dort werden sie ihn sehen.
Auf der Traumebene, auf der das Erlebnis der Frauen stattfindet, ist »Galiläa« nicht ein geografischer Bezirk, sondern ein Symbol für den Ursprung, für ihr Eigenstes, ihr innerstes Wesen, ihre Natur. Dorthin sollen sie zurückkehren. Und:
Jesus ist ihnen diesen Weg vorangegangen und er hat ihnen bereits vorher erklärt, daß sie ihm dort wieder begegnen werden.
Die »Frauen« sind also nicht nur historische Personen, sie stehen für die Sphäre des Unbewußten. Soweit ihre Aussagen die materiell-kausale Welt betreffen (das physische Grab), sind sie unzuverlässig; in ihrer eigenen Sphäre aber, der der spontanen, natürlichen Abläufe, ist alles, was sie sagen, von höchster Bedeutung besonders der Hinweis auf die Rückkehr zum Ursprung: In der Besinnung auf das Eigenste liegt der Schlüssel dafür, daß das, was sie an Jesus so bewundert haben, in ihnen selbst erwachen kann. Und dann ist der Traum Realität.
Sicherlich hat Markus nicht in tiefenpsychologischen Kategorien gedacht. Er hat seine Geschichte auch nicht synthetisiert, sondern er hat spontan (vom Geist gelenkt) einen archetypischen Prozeß dargestellt.
Seit je her zeigt uns der Geist immer wieder und immer neu verschlüsselt den archetypischen Verlauf des menschlichen Lebens vom Paradies über den Sündenfall zur Erlösung. Nur darum geht es ja in unseren Träumen und in den Mythen aller Völker. Durch sie sollen wir die Situationen unseres täglichen Lebens in ihrer tieferen Bedeutung für uns erkennen, weil auch sie dem archetypischen Muster folgen.

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Und so zeigt uns die Geschichte vom leeren Grab die beiden wesentlichen Faktoren des Erlösungsprozesses: die Unverläßlichkeit der Eindrücke auf der zeitlich-materiellen Ebene, weil die ja vom Baum der Erkenntnis geprägt sind, und die Rückkehr zum Ursprung. Die Geschichte sagt uns also: »Sucht das Leben nicht im Toten (vgl. Lk 24, 5 und Mt 8, 22), sondern an seiner Quelle«. Und damit rundet sich das Bild.
 
 


Die Erscheinungen des Auferstandenen
(Mt 28, 16-20; Lk 24, 36-53; Joh 21)

 

Der Evangelist Matthäus beendet seinen »Bericht« über das Leben Jesu so:

l6Die elf Schüler aber gingen nach Galiläa auf den Berg,
wohin Jesus sie bestellt hatte
17 und sie schauten ihn und verehrten ihn;
andere aber zweifelten.
18 Und Jesus kam hinzu und redete mit ihnen und sagte:
Mir wurde alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf Erden.
19 Geht nun, macht alle Völker zu Schülern,
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes,
20 lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe;
und sieh, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Zeit.

Wir haben gesehen, wie gern Matthäus spektakuläre Szenen beschreibt! Im Vergleich dazu ist sein Bericht über das Erscheinen des Auferstandenen geradezu unglaublich zurückhaltend:
Es ist bei ihm sogar möglich, zu zweifeln!
Offenbar sagt er, daß der Auferstandene für die Augen »dieser
Welt« unsichtbar bleibt. Nur die Auserwählten können ihn »se-

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hen«. Aber für die, die glauben, ist Jesus da. Und sie sollen das Glück, das sie durch ihn erfahren haben, hinaustragen in die Welt. Sie sollen alle taufen auf den »Namen« des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, denn in diesen drei Formen haben die Jünger Jesu den lebendigen Gott kennengelernt. Und ihre Schüler sollen ihn genauso erfahren. So wird Jesus für immer bei ihnen sein.

Der Evangelist Lukas läßt im Gegensatz zu Matthäus keine Zweifel zu. Er beschreibt das Erscheinen des Auferstandenen daher sehr drastisch, wie ein materielles Geschehen (Lk 24, 36-43):

36 Und während sie darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte
und er sagt ihnen: Friede euch!
37 Geängstigt aber und in Furcht geraten,
meinten sie, einen Geist zu sehen.
38 Und er sprach zu ihnen:
Was seid ihr verwirrt,
und weshalb steigen Bedenken in euren Herzen auf?
39 Seht meine Hände und meine Füße, daß ich selbst es bin;
berührt mich
und seht, daß ein Geist nicht Fleisch und Knochen hat,
wie ihr es mich haben seht.
40 Und als er das sagte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße.
41 Als sie aber noch ungläubig waren vor Freude
und sich wunderten, sprach er zu ihnen:
Habt ihr etwas zu essen da?
42 Sie aber reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch;
43 und er nahm und aß vor ihnen.

Ist Jesus nun also doch materiell von den Toten auferstanden? Für einen wie Jesus konnte so ein Tod doch nicht das Ende sein! Zu gewaltig war sein Leben gewesen. Sein Eindruck war nicht mehr auszulöschen. Und deshalb »sahen« ihn seine Schüler nach

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der Phase ihrer Verzweiflung, und sie »sahen« ihn so unzweifelhaft, wie Lukas es beschreibt.
Die Erscheinungen des Auferstandenen sind keine Halluzinationen und auch kein Spuk - aber genausowenig sind sie Ereignisse der alltäglichen, journalistisch beschreibbaren Wirklichkeit! Und falls wir uns fragen, was eine Videokamera damals auf dem Bild gehabt hätte, befinden wir uns auf einer Ebene, auf der das Ereignis der Auferstehung nicht zu verstehen ist.
Wem würden Videoaufnahmen von der Auferstehung Jesu helfen?
Von philippinischen Geistheilern gibt es Videoaufnahmen. Sie zeigen blutige Operationen, bei denen oft Fremdkörper aus inneren Organen entfernt werden. Und obwohl viele der Patienten geradezu wunderbar geheilt werden, sind die namhaftesten Trickkünstler davon überzeugt, daß die Heiler ihre Zuseher täuschen.
Auch Videoaufnahmen von der Auferstehung Jesu würden nichts beweisen. Jesus selbst nimmt den Fall ja schon vorweg in seiner Geschichte vom armen Lazarus und vom reichen Lebemann: Sogar wenn einer (nicht auf Video sondern in Person) von den Toten zurückkehren würde, würden die Zweifler nicht glauben.
Warum also wollen wir uns unbedingt auf äußerliche Fakten berufen?
Unsere Frage, ob es sich bei der Auferstehung um ein »reales« Ereignis handelt, schließt eine bestimmte Vorstellung von »Realität« ein, nämlich die des naturgesetzlichen Funktionierens, eines mechanischen Ablaufe. Aber von diesem Vorverständnis aus sind die Zusammenhänge des Lebens nicht zu verstehen. Da sind Visionen etwas Irreales und »Wunder« etwas, das der Natur widerspricht. Krankheiten erscheinen da als Zufälle und Heilung kommt von physikalischen oder chemischen Manipulationen - oder durch ein »Wunder«. Von der Voraussetzung des Glaubens aus dagegen ist die Wirklichkeit eine andere. Da ist das Leben selbst das Wunder und Krankheiten sind

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Wegweiser und für die Heilung ist es nur nötig, umzukehren auf den Weg der Wahrheit. Auf dem Weg der Wahrheit aber, der auch der Weg des Geists ist und der Weg der Spontaneität, ist nichts unmöglich (vgl. Lao-tse 62). Da stellt sich die Frage gar nicht, ob etwas möglich ist. Es stellt sich nur die Frage nach der Not-Wendigkeit. Und not-wendig ist nur eines: dem Geist folgen.
Nach dem Tod Jesu mußten sich die Apostel die Wahrheit eingestehen: Sie waren verlassen und führungslos. Und da ist vom Geist die not-wendige Antwort gekommen: Nein, sie sind nicht verlassen. Jesus ist mit ihnen. Und da sahen sie ihn, ganz real, nicht naturwissenschaftlich nachweisbar, aber wirk-lich.
Was eine Kamera auf dem Bild gehabt hätte, wissen wir nicht. Aber schon die Frage danach entspricht nicht dem Geist, sondern dem Baum der Erkenntnis. Und der Weg der Erkenntnis führt nicht zum Baum des Lebens.
Die Apostel waren durch die Erschütterung, die der Tod Jesu in ihnen ausgelöst hatte, zum Baum des Lebens zurückgekehrt. Deshalb konnten sie Jesus jetzt »sehen« - auf der dem Baum des Lebens eigenen, ganzheitlich-symbolischen Wahmehmungsebene: Und da aß er Fisch vor ihren Augen und er lehrte sie das, was sie zuvor nicht hatten aufnehmen können. Und da sahen sie ihn auch in den Himmel auffahren (Lk 24, 51) und zur Rechten Gottes sitzen (Mk 16, 19). Und da wußten sie: Er wird bei ihnen sein bis ans Ende der Zeit (Mt 28, 20).
Und ähnlich zu verstehen ist der Anhang im Johannesevangelium (Kapitel 21).

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